Brau dich besser

Klei­ner Brau­hel­fer 2 – Eine Soft­ware fürs Sud­haus. Teil 2
divider
Ein Mac im Kornfeld. Rezeptentwicklung digital. Kollege: Katrin von Philipp

Als vor einem Jahr der erste Teil zum beliebten Tool der Kleine Brauhelfer 2 erschien, wäh­nte man sich in der Hoch­phase der Entwick­lung. Mit bis über 3.500 Down­loads pro Ver­sion­ss­chritt kann das Brautool Klein­er Brauhelfer 2 nicht nur eine treue Anhänger­schaft für sich reklamieren, es dürfte im deutschsprachi­gen Raum auch zu den beliebtesten Anwen­dun­gen im Hob­by­brauer­bere­ich zählen.

Was den KBH, so die beliebte Abkürzung für Schreib­faule, so attrak­tiv für alle möglichen Brauerkreise macht – von der 27-Liter-Klasse, über Malzrohrsys­teme, bis hin zum ssBrewtech-Brauhaus im Hek­to­liter­bere­ich – ist die ihm eigene Flex­i­bil­ität.

Sie rührt daher, dass die Entwick­ler um den Schweiz­er Robotik-Spezial­is­ten Frédéric Bour­geois, im deutschen Hob­by­brauer­fo­rum wie auf der Entwick­ler­plat­tform Github, so gut wie jed­er Spielart des Brauens offen gegenüber­ste­hen. Diese Offen­heit gegenüber allen möglichen Brauideen hebt das Pro­gramm von Artgenossen ab.

Mit Ver­sion 2.3.2 hat Bour­geois die Entwick­lung aus sein­er Sicht für abgeschlossen erk­lärt, was aber nicht heißt, dass die Gen­e­sis des Kleinen Brauhelfers damit endet. Kleine Änderun­gen, Verbesserun­gen und Fehler­be­he­bun­gen wer­den gemacht. Vielmehr vol­lzieht sich seit Win­ter 2021/22 eine ähn­liche Entwick­lung, wie sein­erzeit beim Über­gang von Grem­mels Ver­sion 1 auf die aktuelle Ver­sion: Neue Köpfe set­zen neue Ideen und Fea­tures.

Die Entwick­lung auf mehr Schul­tern zu verteilen, macht den Kleinen Brauhelfer schon heute zukun­ftssta­bil­er. Als direk­te Alter­na­tive und damit Mess­lat­te des Kleinen Brauhelfers 2 darf unter­dessen die App Brew­fa­ther aus Eng­land gel­ten. Sie ist optisch mod­ern­er und ansprechen­der, bietet einen größeren Fun­dus vorge­fer­tigter Daten­banken und ist überdies vor­bildlich lokalisiert, allerd­ings sind diese Fea­tures mit einem kostenpflichti­gen Abon­nement ver­bun­den, ein Preis­mod­ell, das viele Nutzer tra­di­tionell abschreckt. Zudem funk­tion­iert die Brew­fa­ther-Soft­ware nur online. Das dürfte derzeit dann auch der größte Unter­schied zum Kleinen Brauhelfer sein, der auf die Nutzung in Braukellern ohne jede Net­z­in­fra­struk­tur aus­gelegt ist.

1. Aufgewertete Dokumentation – adoleszentes Brauprogramm

Wie genau sich dieser Über­gang aus­gestal­ten wird, ist derzeit noch offen. Die auf Github sich formierende neue Mannschaft hat bere­its in der Ver­sion 2.3.2 ihre Hand­schrift in Grundzü­gen auf­blitzen lassen: Mehr Doku­men­ta­tion und eine fokussiert­ere Konzen­tra­tion auf wesentliche Brauprozesse wer­den im Hin­ter­grund ste­hen. Vornean ste­ht dabei das neue von Psy­trap entwick­elte Hil­fesys­tem, das vom bish­eri­gen Autorenteam um Rasi­nari schon die ToolTips zuvor auch for­t­an inhaltlich aus­gestal­tet wird.

Die Doku­men­ta­tion ist entsprechend dem gestiege­nen Leis­tung­sum­fang der Soft­ware in Ver­sion 2 für das Team eine Her­aus­forderung. Die Mitar­beit von Anwen­dern auf der Entwick­lungsplat­tform Github ist aus­drück­lich erwün­scht.

Sel­ten genutzte Fea­tures rück­en in Ver­sion 2.3.2 dage­gen in den Hin­ter­grund, ohne vol­lkom­men aus dem Blick zu ger­at­en. Dies soll im Ergeb­nis einen aufgeräumteren Ein­druck ver­mit­teln. Beliebte Fea­tures wie Rohstoffe, Brauüber­sicht, Gärver­lauf und Aus­rüs­tung, die ele­men­tar sind, aber – ein­mal eingestellt – dem aktuellen Sud nur zuar­beit­en oder außer­halb des eigentlichen Brauprozess­es ste­hen, sind nun logis­ch­er in die zweite Rei­he gerückt, sicht­bar an ein­er zweit­en Reit­er­rei­he.

Etwas anders ver­hält es sich mit dem beliebten Spickzettel, die Bew­er­tun­gen und vor allem die Etiket­ten. Sie alle wur­den eben­falls in die zuschalt­bare Mod­ul­gruppe aus­ge­lagert.

All diese und auch andere Tools haben eine spezielle Fange­meinde, deren Funk­tion­al­ität aber nicht von jedem Anwen­der goutiert wird, was vor allem in den Eige­narten der ver­schiede­nen Betrieb­ssys­teme Win­dows, macOS und Lin­ux begrün­det sein mag.

All diese und auch andere Tools haben eine spezielle Fange­meinde, deren Funk­tion­al­ität aber nicht von jedem Anwen­der goutiert wird, was vor allem in den Eige­narten der ver­schiede­nen Betrieb­ssys­teme Win­dows, macOS und Lin­ux begrün­det sein mag.

Gemein ist diesen Funk­tion­s­grup­pen, dass sie für die Inbe­trieb­nahme des Pro­gramms verzicht­bar sind. Von daher lag es nahe, sie im Schwebe­menü Mod­ule ein- und auss­chal­ten zu kön­nen. Kri­tisch kann die unter­schied­slose Darstel­lung im Schwebe­menü Mod­ule gese­hen wer­den: Eine Tren­nung zwis­chen notwendi­gen und verzicht­baren Mod­ul­grup­pen gibt es derzeit nicht.

Nicht auss­chalt­bar weil nötig sind allein die Reit­er Sudauswahl, Rezept, Brau­dat­en und Abfüll­dat­en.

Eine Beson­der­heit stellt der Reit­er Aus­rüs­tung dar; das Pro­gramm warnt den Anwen­der vor Fehlberech­nun­gen, wenn dieses aus­geschal­tet wird. Man kann nur rat­en, diese War­nung ernst zu nehmen.

Nahe bei dieser Notwendigkeit sind auch die Mod­ule Rohstoffe wegen der Angaben zur Aus­beute und Gär­dat­en wegen der Auswirkung auf den End­vergärungs­grad im Reit­er Abfüll­dat­en anzusiedeln.

Die anderen Mod­ule kön­nen bedenken­los an- und aus­geschal­tet wer­den; sie greifen nicht unmit­tel­bar in die Berech­nung des Brauprozess­es ein. Im Abschnitt 3. Gutes Bier, sehr gutes Bier – Aus­rüs­tung wer­den die Abhängigkeit­en der Mod­ule am Beispiel des Moduls Aus­rüs­tung einge­hen­der disku­tiert.

Hin­ter­grund für diese den­noch vor­sichti­gen Aufräu­mak­tio­nen ist der dem Pro­gramm inne liegende Kon­flikt, alle möglichen Brau­ver­fahren und ‑vor­lieben bei gle­ichzeit­iger Über­sichtlichkeit abzudeck­en. Ziel ist selb­stre­dend Lern­hür­den für Ein­steiger abzusenken.

Eine aufgeräumte Pro­gram­mober­fläche ist zum Zeit­punkt aber – soviel sei zugegeben – an eini­gen Stellen noch nicht opti­mal gelöst.

2. Werkstattbericht – Einstiegshürde Speiseberechnung

Natür­lich kann ein Soft­ware­por­trait ein so umfan­gre­ich­es Pro­gramm wie den Kleinen Brauhelfer 2 nicht in all seinen Facetten erschöpfend abhan­deln. Wie umfan­gre­ich die Diskus­sio­nen um Sup­port, Funk­tio­nen und Nicht-Funk­tio­nen sind, zeigt allein schon der größte Diskus­sions­faden im Forum Hobbybrauer.de; dort sind annäh­ernd 3.000 Beiträge enthal­ten.

Wenn es wie hier in Teil 2 um fort­geschrit­tene Tech­niken mit dem Kleinen Brauhelfer geht, sei doch ein klein­er Werk­stat­tbericht vor­angestellt, wie er typ­is­ch­er für die For­ten­twick­lung des Pro­gramms nicht sein kann:

Unbe­strit­ten führt seit Jahren das The­ma Speise­berech­nung die Hitliste der Sup­por­t­an­fra­gen an. Dieses The­ma ist her­vor­ra­gend geeignet, um den Zielkon­flikt zwis­chen Par­tial­in­ter­essen aufzuzeigen; es ist beispiel­haft, dass Vere­in­fachung oft neue Prob­leme gener­iert – „Prob­lem gelöst, Patient tot“ kön­nte man meinen.

Einst stand die Speise­berech­nung gle­ich­berechtigt neben der Spun­dung und anderen Meth­o­d­en der Kar­bon­isierung im Reit­er Abfüll­dat­en. Arbeit­en mit Speise ist bei Anfängern beliebt, ver­liert aber mit zunehmender Erfahrung an Bedeu­tung. Zu promi­nent bemän­gel­ten daher viele Nutzer.

Hin­ter­grund der Änderung war: Mit immer neuen Funk­tio­nen wurde der Reit­er Abfüll­dat­en zunehmend unüber­sichtlich. Es galt aufzuräu­men und die Speise­berech­nung als wenig genutztes Fea­ture sollte dabei über die Klinge sprin­gen. Als Kom­pro­miss wurde der Prozess Speise­berech­nung in ein eigenes aus­ge­lagertes Mod­ul ver­schoben, der nur bei Bedarf aktiviert wer­den kann, aber anson­sten inak­tiv ist.

Nicht bedacht wurde, dass diese Aus­lagerung neue Prob­leme schuf, denn dum­mer­weise benötigt das Mod­ul Speise­berech­nung eine Grun­de­in­stel­lung, sie ist auf einen Liter fest­gelegt. Auch aus­geschal­tet wirkt diese Ein­stel­lung fort! Und genau dieser eine Liter fehlt vie­len Ein­steigern und manchen Anwen­dern, die Rezepte importieren, nach einem Brautag. Der Vor­wurf lautet dann mit schnöder Regelmäßigkeit: „Der KBH rech­net falsch.“

Schon auf­fal­l­end infla­tionär ist, dass diese bei­den Anwen­der­grup­pen – KBH-Ein­steiger und Speiselieb­haber – über diesen Punkt stolpern: Nie­mand kann sich auf Anhieb erk­lären, wo der fehlende Liter Auss­chlag­menge abge­blieben ist. Viel zu sel­ten denkt jemand daran, dass dies an einem deak­tivierten Mod­ul liegt – und ehrlich gesagt, den Pro­gram­mau­toren geht es nicht anders. Einzige Aus­nahme ist wohl der Haupt­pro­gram­mier­er selb­st, der den KBH nun wirk­lich aus dem Eff­eff ken­nt.

Dem ist aber so: Stan­dard­mäßig reserviert der Kleine Brauhelfer einen Liter Speise für die Kar­bon­isierung. Wer nicht mit Speise arbeit­et, muss daher das Mod­ul Speise­berech­nung aktivieren, den Wert als­dann auf null set­zen, dann das Mod­ul wieder deak­tivieren. Jet­zt erscheint die kor­rek­te Aus­toß­menge im Reit­er Abfüll­dat­en. Aus dem Auge aus dem Sinn.

3. Gutes Bier, sehr gutes Bier – Ausrüstung

Der KBH 2 ist ein vor­e­in­stel­lungsin­ten­sives Pro­gramm. Viele Ein­steiger in die Anwen­dung importieren oder über­tra­gen anfangs ihre Rezepte und wun­dern sich, dass die Soft­ware Abwe­ichun­gen berech­net, die es in der Rezeptvor­lage so nicht gibt.

Bekan­ntes Stan­dard­beispiel: Das Rezept wurde mit ein­er SHA von 70% kalkuliert, der KBH aber rech­net mit seinen grun­deingestell­ten 60% oder einem kalkulierten Mit­tel­w­ert. Üblich­es Szenario: die Schüt­tung im KBH ist größer oder das Pro­gramm markiert das Rezept fehler­haft rot. Ver­ant­wortlich für diese Irri­ta­tio­nen ist ein im Hin­ter­grund gebilde­ter Mit­tel­w­ert, der schon mit dem ersten Rezept greift.

Meist han­delt es sich bei der­ar­ti­gen Abwe­ichun­gen um die Schüt­tung, den Haupt- und Nach­guss oder um den Ausstoß, die nicht den ersten Erwartun­gen entsprechen. Der Grund dafür sind nahezu immer die jew­eili­gen Eigen­heit­en der Brauan­lage, und dafür ist der Reit­er Aus­rüs­tung da. Es lohnt sich, die Zeit zu nehmen, die Ein­stel­lun­gen hier gewis­senhaft vorzunehmen.

Nicht nur, dass dieser Reit­er alle, aber auch wirk­lich alle unge­braut­en Rezepte glob­al bee­in­flusst und vor manch­er bösen Über­raschung am Brautag wie beispiel­sweise einem über­laufen­d­em Mais­chekessel schützt, der Reit­er Aus­rüs­tung ist auch das wichtig­ste Tool, wenn es um die Repro­duzier­barkeit eines Rezeptes geht. Der Kleine Brauhelfer 2 spielt mit diesem Reit­er seine ganze Stärke aus, hierin ist oft­mals der Unter­schied begrün­det, der da frei nach Shake­speare heißt: Gutes Bier oder sehr gutes Bier, das ist hier die Frage.

Da Braukessel zylin­drisch sind, ergibt sich die Füll­menge für den Mais­che- und Sud­kessel ein­fach aus Durchmess­er und Höhe (vgl. Bild 4, Abschnitte 2. und 3.). Der KBH 2 ist dabei so intel­li­gent die Aus­dehnung von kochen­dem Wass­er zu berück­sichti­gen, wichtig bei den Ein­stel­lun­gen des Sud­kessels und mithin ein Grund, warum Mais­che- und Sud­kessel getren­nt erfasst wer­den, auch wenn es sich bei der Brauan­lage um die Einkocherk­lasse han­delt.

Auch wenn es sich um eine zu ver­nach­läs­si­gende Selb­stver­ständlichkeit han­delt, die der Erwäh­nung nicht wert ist: die Berech­nun­gen des Kleinen Brauhelfers 2 zum Rezept sind Vorher­sagen zum Brautag. Viel Ver­wirrung entste­ht bei dem Pro­gramm oft, dass exakt an diesem Punkt gedanklich keine Tren­nung zwis­chen Rezept und dem eigentlichen Brautag gemacht wird. Dieser Brautag wird allein in den Reit­ern Brau­dat­en, Abfüll­dat­en und gegebe­nen­falls Gär­dat­en abge­bildet.

Natür­lich ist es einem jeden Brauer ober­stes Ziel, dass sein Rezept am Brautag zu 100 Prozent im Reit­er Brau­dat­en abge­bildet wird. Dass man diesem Opti­mum nahekommt, dafür sind die Kern­werte der Anlage (vgl. Bild 4, Abschnitt 4.) und die Fein­justierun­gen let­zter Hand (vgl. Bild 4, Abschnitt 5) da.

Vor­eingestellte Kern­werte sind 60% Sud­hausaus­beute und 2,0 l/h Ver­damp­fungsrate. Diese entspricht den durch­schnit­tlichen Werten der Einkocherk­lasse. Wer sich hier anfangs unsich­er ist, belässt es erst ein­mal bei diesen Werten. Nach gut fünf Suden wird sich ein ein­heitlich­es Bild der Brauan­lage her­auss­chälen. Denn dieses ist eine der Stärken des Reit­ers Aus­rüs­tung: die Durch­schnitts­berech­nung.

Der Schiebere­gler berech­net anhand der gewählten Sudan­zahl just in time den Durch­schnitt der Sud­hausaus­beute und der Ver­damp­fungsrate.

Zum Zeit­punkt ist dies aber nicht mehr als ein Vorschlag und wirkt sich noch nicht auf die Rezepte selb­st aus. Erst mit einem Klick auf die Pfeil­but­tons (vgl. Bild 5, Abschnitt 4a.) wer­den die Werte über­nom­men und zwin­gend auf alle Rezepte angewen­det.

Zu beacht­en ist, dass es mit dem Schiebere­gler in Abhängigkeit von der Zahl der Sude und der Leis­tungs­fähigkeit des Rech­n­ers zu Verzögerun­gen im Pro­gramm kom­men kann; es kann auch sein, dass für kurze Zeit das Pro­gramm nicht reagiert. Mit jed­er Inter­ak­tion wird jedes einzelne Rezept neu berech­net, entsprechend rechen­in­ten­siv ist diese Funk­tion. Der KBH kann bis zu 999 Sude mit ein­er Maus- oder Wis­chbe­we­gung berück­sichti­gen.

Neu in Ver­sion 2.2.3 sind deut­lich aufge­bohrte Funk­tio­nen, um die Ver­damp­fungsrate zu ermit­teln. Sie kann jet­zt deut­lich exak­ter anhand Tem­per­atur Kochbe­ginn, Kochende und Kochdauer ermit­telt wer­den. Dazu wurde ein neues schweben­des Menü entwick­elt. Es ver­birgt sich hin­ter dem gepunk­teten, etwas unschein­baren But­ton links neben dem Feld für die Ver­damp­fungsrate l/h.

Ent­ge­gen dem früheren prozen­tualen Wert der Ver­damp­fungsrate ist nun der Wert Liter pro Stunde als Maß für die Ver­damp­fung auss­chlaggebend. Allein dieser Wert wird im Reit­er Rezept nun­mehr ver­wen­det. Der frühere prozen­tuale Wert Ver­damp­fungsrate heißt nun­mehr richtig Ver­damp­fungsz­if­fer. Diese Fein­heit­en gehen auf eine inten­sive Diskus­sion auf hobbrauer.de zurück, die der Anwen­der Jack­Frost maßge­blich klargestellt hat: Die Ver­damp­fung hängt nicht von der Sud­menge, son­dern fast nur von der einge­bracht­en Leis­tung ab. 2 kW ver­dampfen eine Menge x, unab­hängig davon, ob in der Pfanne 18 oder 35 Liter sprudeln.

Jack­Frost: „Ver­damp­fungsz­if­fer und Ver­damp­fungszahl kann man nicht direkt ver­gle­ichen, da bei ersterem die Sud­größe eine Rolle spielt.“

Wieder­holt: Entschei­dend ist nun­mehr die Ver­damp­fungsrate in l/h. Dieser Wert wird in allen Rezepten angewen­det. Die Ver­damp­fungsz­if­fer wurde auf Wun­sch einiger Anwen­der bei belassen, die sich daran gewöh­nt haben.

Die Angabe der Kochdauer ist insofern sin­nvoll, als die Ver­damp­fungsrate mit zunehmender Kochdauer abn­immt. Vor­eingestellt sind 70 min. His­torische Rezepte sehen aber schon gerne120 bis 240 min; bei dieser Kochdauer betrüge die Ver­damp­fungsrate nur noch 0,6 l/h statt der 2,1 l/h bei 70 min.

Dies leit­et zu ein­er Diskus­sion über, die sich jed­er exper­i­men­tier­freudi­ge Brauer, der nicht immer das gle­iche Märzen macht, stellen wird: Grund­sät­zlich sind die Mit­tel­w­erte im Reit­er Aus­rüs­tung eine sin­nvolle Angele­gen­heit. Doch Exoten wie ein his­torisches Russ­ian Impe­r­i­al Stout kön­nen den Mit­tel­w­ert und damit alle Nach­fol­gerezepte, die wieder mehr klas­sisch sind, ver­fälschen.

In diesem Fall emp­fiehlt es sich a) die berech­nete Ver­damp­fungsrate nur für dieses Rezept zu übernehmen, indem auf den Über­trag durch den berech­neten Mit­tel­w­ert der Sude verzichtet wird, b) das Feld „Sud für die Durch­schnitts­berech­nung ignori­eren“ im Reit­er Brau­dat­en anzuhak­en und c) nach dem Brauen kon­trol­lieren, ob wieder die ursprüngliche mit­tlere Ver­damp­fungsrate eingestellt ist.

Sobald ein Rezept im Reit­er Brau­dat­en markiert wurde, bleibt es von allen kün­fti­gen Änderun­gen der Rezept­berech­nung ver­schont.

Weit­ere Kor­rek­tur­op­tio­nen bietet der Abschnitt Son­stiges (Bild 4, Abschnitt 5). Es sind sel­tener genutzte Optio­nen, die mit Bedacht einge­set­zt wer­den soll­ten.

So kann die Kor­rek­tur von Nach­guss- und Soll­menge Sinn machen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, der Ursache auf den Grund zu gehen. Zeit­man­gel wird hier der häu­fig­ste Grund sein, ist Brauen doch eine Angele­gen­heit mit sehr sehr vie­len Para­me­tern. Im besten Fall ist es erstrebenswert, wenn die Werte hier bei null eingestellt bleiben. Dann ist davon auszuge­hen, dass man die Anlage aus dem Eff­eff ken­nt und keine großen Unbekan­nten im Brauprozess lauern.

Das Gle­iche gilt auch für die Kor­rek­tur des Farb­w­ertes. Malz ist ein Natur­pro­dukt. Farbab­we­ichun­gen sind trotz der mod­ern­ster Malzver­fahren natür­lich. Gute Braushops bieten einen Mit­tel­w­ert an. Es emp­fiehlt sich diesen Wert in die Rohstof­fliste einzu­tra­gen.

Den­noch kann es regelmäßig zu Abwe­ichun­gen im Farb­bild kom­men. Die Gründe sind neben dem Spitzen­re­it­er Oxi­da­tion und Licht wahrhaft vielfältig, dass man nicht immer gewil­lt ist, sich einen Kopf über die Ursache zu machen. Es emp­fiehlt sich die Ein­schätzung anhand heller Biere vorzunehmen.

Sollte hier ein Kor­rek­tur­w­ert von vier und größer nötig sein, emp­fiehlt es sich bei allem Zeit­druck trotz­dem seinen Brauprozess auf den Prüf­s­tand zu stellen.

Unter den Betrieb­skosten fasst man schließlich alle regelmäßi­gen, sudun­ab­hängi­gen Posten zusam­men, die beim Brautag entste­hen. Dazu gehören natür­lich in Zeit­en des Ukrainekrieges die explodieren­den Energiekosten, die so manchen Lange­brauer doch zum Umdenken bewe­gen dürften wie auch Abschrei­bun­gen für die Ausstat­tung. Der näch­ste Braukessel ste­ht auf dem Geburt­stagswun­schzettel, Mess­geräte, das Labor für die Hefezucht, ein Mais­chep­ad­del aus Edel­stahl sind schließlich auch eine Num­mer.

Die nicht unmit­tel­baren Gerätschaften jen­seits des Brauprozess­es kön­nen übri­gens ganz unten im Reit­er Aus­rüs­tung erfasst wer­den. Wer dann noch mit zwei oder mehr Brauan­la­gen arbeit­et, kann ganz oben mit Klick auf den Plus-But­ton eine weit­ere Brauan­lage hinzufü­gen. Die Brauan­lage wird dann in der Liste oben mit einem Klick, samt ihrer Vor­gaben, aus­gewählt. In der Anord­nung ist das nun­mehr deut­lich über­sichtlich­er und anwen­dungs­fre­undlich­er im Ver­gle­ich zu früheren Ver­sio­nen.

4. Versteckte Killerfunktion – Sudauswahl

Sobald man früher im KBH Rezepte plante, stellte sich immer par­al­lel dazu die Frage, ob sich die Brauidee mit dem Rohstof­flager deckt. Bei einem oder zwei Rezepten kann so etwas leicht zu eruieren sein. Sobald es aber um fünf oder mehr Rezepte mit unter­schiedlich­sten Zutat­en geht, wird es kom­pliziert. Und vor allem unüber­sichtlich.

Der Reit­er Sudauswahl vere­in­facht das nun erhe­blich.

Früher musste man dazu immer zwis­chen dem Reit­er Rohstoffe und dem Rezept hin und her­sprin­gen, sich die einzel­nen Zutat­en händisch oder in ein­er eige­nen Tabelle notieren. Dann das näch­ste Rezept und so fort. Ein müh­seliges und vor allem fehler­an­fäl­liges Geschäft.

Ein notwendi­ges Geschäft, um den CO2-Abdruck durch zu viele Liefer­un­gen möglichst klein zu hal­ten. Neben­bei: Manche Braushops bieten inzwis­chen auch einen CO2-neu­tralen Ver­sand an. Nötig, da sel­ten ein Braushop alle Zutat­en auf Lager hat.

Weil Stub­by Hobbs das Berech­nen der nöti­gen Men­gen oft zu umständlich war, hat er früher oft ein­fach nur aus Gefühl bestellt. Der KBH war hier in der Prax­is ein­fach nicht anwen­der­fre­undlich genug. Das ist passé und ist mithin der Grund, warum die Rohstoffta­belle nun­mehr als schweben­des Fen­ster organ­isiert ist. Alles ste­ht nebeneinan­der. Hin und her klick­en ist nicht mehr nötig.

Ger­ade bei der erweit­erten Rohstoffta­belle und hier ins­beson­dere bei den mit zusät­zlichen Funk­tio­nen verse­henen Zusätzen, ist dies extrem hil­fre­ich, sind andere Aus­beutefak­toren als 100% doch schw­er zu mem­o­ri­eren.

Hier ist die Rezepten­twick­lung einen Schritt vere­in­facht wor­den. So viel sei ver­rat­en: An ein­er Drag-and-Drop-Funk­tion wird derzeit gear­beit­et. Doch es geht noch ein­fach­er:

Wenn man mit Shift die einzel­nen Rezepte bün­delt, wer­den rechts alle ihre Zutat­en über­sichtlich nach Malz, Hopfen, Hefe und Zusätzen aufgeschlüs­selt zusam­menge­fasst. Ger­ade wenn es um den Liebling­shopfen oder das Malz der Wahl geht, ist das äußerst hil­fre­ich und ver­hütet manch­es Worst-Case-Szenario am Brautag. Unzure­ichende Vor­räte im Rohstof­flager wer­den mit einem roten Kreuz markiert.

Ein Klick auf den PDF-But­ton gener­iert eine Rohstof­fliste, die sich bequem in den Warenko­rb des Braushops der Wahl umset­zen lässt.

5. Kategorienverwirrung Sudhausausbeute – Braudaten

Regelmäßige Ver­wirrung stiften die Angaben zur Sud­haus­beute im Reit­er Brau­dat­en. Abge­se­hen davon, dass die Begrif­flichkeit­en um die Effizienz der Brauan­lage und Gär­prozess­es regelmäßig Ver­wirrung in der Brau-Com­mu­ni­ty stiften (und von Profis und Hob­by­is­ten unter­schiedlich angewen­det und begrün­det wer­den), legt der Kleine Brauhelfer 2 mit den Angaben Sud­hausaus­beute und effek­tive Sud­hausaus­beute noch eine Schippe drauf. Die meis­ten Anwen­der – inklu­sive des Autors –, fra­gen sich selb­st bei regelmäßiger Nutzung des KBH, „Was ist was?“

Dabei ist es recht ein­fach – und doch muss hier der Haupt­pro­gram­mier­er Frédéric Bour­geois ran:

„Der Begriff Sud­hausaus­beute beschreibt die Effek­tiv­ität der Brauan­lage, der Begriff effek­tive Sud­hausaus­beute die Effizienz des aktuellen Brauprozess­es.“

Aus­führlich­er legt Frédéric Bour­geois die Tren­nung der bei­den SHA-Kat­e­gorien dar und erk­lärt etwaige Nach­fra­gen: Die pure Sud­hausaus­beute ist die Stammwürze abzüglich Anteile aus Zusätzen unmit­tel­bar nach Kochende und vor dem Hopfen­sei­hen. Die Zahl entspricht also der Aus­beute im aktuellen Mais­che­p­rozess für den Sud des Brautages.

Wird mit High Grav­i­ty gebraut, liegt dieser Wert über der effek­tiv­en Sud­hausaus­beute, da die zusät­zliche Wasserzu­gabe noch nicht stattge­fun­den hat.

Die effek­tive Sud­hausaus­beute wird schließlich aus der Stammwürze abzüglich Anteile aus den Zusätzen und der Gesamtwürze­menge beim Anstellen mit Hefe berech­net. Dies schließt eine etwaige Verdün­nung mit ein.

Die effek­tive Sud­hausaus­beute wird für die Durch­schnitts­berech­nung der Anlage herange­zo­gen und dient somit als Grund­lage für die Schüt­tungs­berech­nung. Sie ist also der Wert, der unmit­tel­bar in die im Abschnitt 3 Gutes Bier, sehr gutes Bier – Aus­rüs­tung besproch­ene pro­grammweite Grun­de­in­stel­lung im Reit­er Aus­rüs­tung ein­fließt und damit jedes kün­ftige Rezept bee­in­flusst.

6. Vision 3.x – Conclusio

Auch wenn der Kleine Brauhelfer 2 als aus­gereift gel­ten darf, so wird es in den kom­menden Unter­ver­sio­nen doch einige Verbesserun­gen vor allem im Hin­blick auf die Nutzer­fre­undlichkeit und Über­sichtlichkeit geben. Und wer weiß, auch wenn das Pro­gramm schon heute ein­er eier­legen­den Wollmilch­sau gle­ichkommt – ein Bild, das ein stam­mel­nder bajuwarisch­er Min­is­ter­präsi­dent gerne bemühte, wenn es nicht um den Tran­srapid und den Münch­en­er Bahn­hof ging – es gibt noch etliche The­men, vor allem im Bere­ich Zusätze und Design, die noch nicht abgedeckt sind. Aber das wären wohl solche für eine Ver­sion 3.

Editor’s Note: Teil 1 führt in die grundle­gende Bedi­enung des Kleinen Brauhelfers 2 ein.