Haka Campion

Eine Ein­führung in Neusee­lands Aromen – Hopfen Teil 1
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Hopfenpflanze

Unter Heim­brauern gilt Neusee­land-Hopfen immer noch als Geheimtipp. Zwar ist bekan­nt, dass aus dem Kiwis­taat extra­ordinär­er Hopfen kommt, doch wird dieser sel­ten einge­set­zt. Berührungsäng­ste sind es weniger, die Motue­ka und Co. zu Exoten machen. Vielmehr sind es hohe Preise, schwierige Beschaf­fung, unge­wohnte Geschmacksspitzen, die kul­turelle Prä­gun­gen infrage stellen . Sie fordern den Brauer seinen gewohn­ten Bier­stil neu zu denken. Nicht umson­st fasst man die Geschmack­sex­otik Ozeaniens mit ihrer Wucht an tro­pis­chen Frücht­en oft unter New World Style zusam­men. Ver­ant­wortlich dafür sind so fremd klin­gende Hopfen­na­men wie Motue­ka, Rakau, Wai-iti, Wakatu oder Waimea.

Lange Zeit waren Paci­fi­ca, Pacif­ic Gem und Nel­son Sauvin der­art schw­er erhältlich, dass Shops den Weit­er­verkauf unter­sagten. Die Konkur­renz sollte nicht zum Zug kom­men. Ein exo­tis­ch­er Hopfen wie Pacif­ic Gem im Bestand wird auch heute als Geschäftsvorteil her­aus­gestellt. Die Knap­pheit ist zwar nicht mehr so gegeben wie in früheren Jahren, dafür kann man davon aus­ge­hen, dass den Shops am Fortbe­stand ein­er Verk­nap­pung gele­gen ist. Neusee­lands Hopfen lässt sich unter all den anderen schon am Preis­niveau blind bes­tim­men.

Der Geschmack von Schnee unter Palmen

Die meis­ten Kiwi-Hopfen­sorten wer­den in der Region Nel­son im Nor­den der Südin­sel kul­tiviert. Unweit der tas­man­is­chen See und der neuseeländis­chen Südalpen, eine halbe Autostunde vom Fährhafen Pic­ton ent­fer­nt, ist ein weltweit einzi­gar­tiges Region­alk­li­ma gegeben: In Sichtweite von Pal­men ragen schneebe­deck­te Gipfel, Gletsch­er unweit der Süd­see in den Him­mel. Salzige Meeres­luft und Höhen­kli­ma tra­gen in stetem Wider­stre­it einzi­gar­tige Aromen und Geschmäck­er in die Hopfen­sorten ein. Die Bedeu­tung von Ter­roir, also orts­ge­bun­de­nen Eigen­schaften, ist bei Hopfen Wein ähn­lich. In Neusee­land ist dieser Ein­fluss so stark, dass aus europäis­chen oder amerikanis­chen Hopfen­sorten regelmäßig eigen­ständi­ge Vari­etäten entste­hen. Erwäh­nt sei hier nur Tai­heke und Wakatu. Erster ist ein Abkömm­ling des Haller­tauer Cas­cade, let­zter­er stammt vom Haller­tauer Mit­tel­früh ab.

Jed­er Kon­ti­nent, jedes Land hat bei Hopfen seinen sen­sorischen Schw­er­punkt – das Anbauge­bi­et definiert den Geschmack. Britis­ch­er Hopfen ist für seine erdi­gen, würzi­gen Eigen­schaften bekan­nt, während der europäis­che, vornehm­lich deutsche, Edel­hopfen für die grüne, kräuter­ar­tige Note geschätzt wird. Nor­damerikanis­ch­er Hopfen liefert kräftige, leb­hafte Zitrusnoten, und aus­tralis­ch­er Hopfen ist wegen seines fruchtig-tro­pis­chen Geschmacks beliebt.

Adieu dünne Plörre

Ohne Zweifel hängt die Hopfen­vielfalt Neusee­lands mit der entste­hen­den Craft-Beer-Szene Mitte der 80er-Jahre zusam­men. Ähn­lich wie in den USA waren viele Kon­sumenten den über­all anzutr­e­f­fend­en dün­nen, sehr hellen Bieren mit wenig Geschmack über­drüs­sig. Der Pio­nier Ter­ry McCashin brach mit der ersten Craft-Brauerei die Ein­falt von NZ Draught” auf. 1981 wurde in Nel­son die erste Craft-Beer-Brauerei gegrün­det, heute nicht ganz zufäl­lig das Zen­trum des neuseeländis­chen Hopfe­nan­baus.

Anders als in den USA haben Neusee­lands Craft Brew­er aber das Qual­itäts­be­wusst­sein für gutes Bier nach­haltig zum Pos­i­tiv­en verän­dert. Ob im großen Count­down, New World, Super Val­ue oder im kleinen Four Square oder Dairy auf dem Land. Nahezu kein Super­markt, in dem Craft Beer nicht promi­nent neben Indus­trieware ste­ht. In großen Läden lagern Craft-Biere mit höher­w­er­ti­gen Weinen sog­ar in eige­nen Kühlrau­men.

Ozeanisches Terroir

Neusee­land set­zt in Sachen Frucht und Kom­plex­ität, Aus­druck und Eigen­ständigkeit der paz­i­fis­chen Scholle die Kro­ne auf. Dies zeigt sich allein schon daran, dass es für fast keinen neuseeländis­chen Hopfen eine Ersatz­sorte gibt. Das macht Abwand­lun­gen, zugegeben­er­maßen, schwierig.

Neuseeland Südinsel Lake Wanaka

Von den san­ften Gewürz- und Mel­o­nen­noten des Motue­ka bis zum bit­teren Green Bul­let – jed­er Bier­stil kann mit den Sorten Neusee­lands umge­set­zt wer­den. Hin­doch ergibt sich daraus immer ein eigen­ständi­ger, unver­wech­sel­bar­er Geschmack, der frisch­er und stärk­er ist als ver­gle­ich­bare Europäer.

Weißwein im Dschungel

Bestes Beispiel dafür ist Nel­son Sauvin, den man ohne Übertrei­bung als König neuseeländis­ch­er Hopfen beze­ich­nen darf. Er hat die einzi­gar­tige Eigen­schaft, die typ­is­che Fruchtigkeit eines Weißweins, weißer Sauvi­gnon-Wein­trauben aus kühlen Bre­it­en­graden mit denen von Maracu­ja aus heißen, sub­tro­pis­chen Regio­nen zu kom­binieren.

Als Uni­ver­sal­hopfen ist er sowohl zur Erzeu­gung aus­drucksstark­er, über­wälti­gend fruchtiger Ales als auch sub­til­er, aber bit­ter­er Lager geeignet. Oft wird Nel­son Sauvin dabei mit einem Caber­net Sauvi­gnon aus der Welt des Weines ver­glichen. Doch das trifft es nur bed­ingt. Eher ist dieser kom­plexe Hopfen mit einem Rue­da aus der zen­tralspanis­chen Region um Val­ladol­id zu ver­gle­ichen. Seine Säure ist deut­lich weniger aggres­siv und mehr aus­geglichen. Oft wird sie auch mit dem Aro­ma von Stachel­beere umschrieben. Dies ist beson­ders zutr­e­f­fend, wenn Nel­son Sauvin in der Vorder­würze und der Hop­fung zur Mitte der Kochzeit einge­set­zt wird.

Andy Deuchars und Renaissance Brewing in Blenheim

Nel­son Sauvin ist Maltes Liebling. Stub­by Hobbs hat Neusee­land während eines lan­gen Aufen­thalts nach­haltig geprägt. Und diese Prä­gung schlägt sich darin nieder, dass Stub­by Hobbs viele Bier­stile neuseeländisch inter­pretiert, weil ihn die Brauphiloso­phie von Meis­ter Andy Deuchars von der Renais­sance Brew­ery in Blenheim auf der Südin­sel imponiert hat. Ist auch ein Leicht­es – kein Craft-Brauer hat in Neusee­land mehr Preise abgeräumt.

Andy Deuchars Blenheim

Nach dem Tre­f­fen war der Camper voll mit Andys Bier und Stub­by kon­nte sich durch das Land und seine Brauidee trinken. Manche dieser NZ-Rezepte wie das neue Eclec­tic IPA veröf­fentlich Stub­by Hobbs hier auf der Site. Malte, der Braukater meint, das sei OK.

Deutsches Copy & Paste

Eine Konkur­ren­z­sorte zu Nel­son Sauvin gibt es nicht wirk­lich. Die Leg­ende geht, dass die Neuzüch­tung Haller­tau Blanc als Ersatz entwick­elt wurde. In diesem Sinne bleiben sich die Deutschen treu, dass sie wie bei Soft­ware Ideen gerne kopieren. Immer­hin, auch diesen deutschen Hopfen zeich­net die sel­tene Wein­note aus. Die Mei­n­un­gen darüber, ob das in der Prax­is auch gelun­gen ist, klaf­fen indes auseinan­der.

Was sich fes­thal­ten lässt, ist dies: Früh im Koch­prozess einge­set­zt, entwick­eln sich die Wein­noten von Nel­son Sauvin stärk­er, dage­gen die fruchtigeren Aromen bess­er bei der Spät­gabe oder beim Hopfen­stopfen. Verteilt über die Kochzeit einge­set­zt, lässt sich mit diesem Hopfen eine wun­der­bare, weich nachk­lin­gende Kom­plex­ität erzeu­gen.