Butuceni ist ein Dorf an der Außengrenze Europas, ein moldawisch-rumänisches Nest, seit 20 Jahren vergessen, ein Fanal gegen Putins Großmachtsphantasien: Auf der anderen Seite liegt Transnistrien, durch russische „Friedenstruppen“ besetzt. Den braven Leuten von Butuceni widmet Stubby Hobbs sein Romanian Imperial Coffe Milk Stout. Es ist sein stärkstes Bier. Purer Widerstand. Pure Kraft. Edelste Castillo- und Caturra-Kaffeebohnen sorgen für Espresso‑, Kakao- und Schwarzbrotaromen in der Nase und im Antrunk für eine komplex-süße Note, gefolgt von fruchtigen Aromen deutscher, britischer und neuseeländischer Hopfen. Zusammen mit Toffee- und Lakritznoten ist dieses ein Jahr lang im Fass ausgebaute Starkbier ein Hochgenuss, der ganz hervorragend zu Vanille und kreativen Eiskreationen passt. Bei etlichen Verkostungsrunden war Butuceni bisher immer Bier-Sommeliers Nummer eins – und ein kleiner Fingerzeig auf ein vergessenes Stück Europa.
- Pacific Gem, Fuggles, Goldings, Hallertauer Mittelfrüh
- Pale Ale, Mild, Special B, Maisflocken, Amber, Brown, Chocolate Dark, Röstgerste
Zehn Komma Null Vol-Prozent
87 IBU, 163 EBC, 100 % Handgemacht*****
Butuceni
Romanian Imperial Coffee Milk Stout
Sudangaben
- für 20 l Ausschlagwürze
- für 60 % Sudhausausbeute
| Stw.: 23,0 °P | Bittere: 80 IBU | Farbe: 163 EBC | Alc.: 10,0 % | RE: 6,0 °P |
| EVG: 74% | BU/GU: 0,9 | SO₄/Cl: 2,3 | BJCP: 20C | Vers.: 1.5 |
Brauwasser
- 15,0 l Hauptguss*
- 10,0 l Nachguss
- 1:3 Gussführung**
Wasserprofil: Standard
- Ca 50, Mg 10, Na 20, SO₄ 100, Cl 50
- RA = 0 dH | pH 5,4
Schüttung
- Pale Ale 4,50 kg (60,0 %)
-
Mild Malt 1,13 kg (15,0 %)
- Special B 0,38 kg (5,0 %)
- Maisflocken 0,38 kg (5,0 %)
- Amber Malt 0,38 kg (5,0 %)***
- Brown Malt 0,38 kg (5,0 %)***
- Chocolate Malt Dark 0,19 kg (2,5 %)***
- Röstgerste 0,19 kg (2,5 %)***
Maischplan
-
Aufheizen / Kesselmaische
- Einmaischen 57 °C für 0 min
- Maltoserast 66 °C für 90 min
- Verzuckerungsrast 74 °C für 10 min
- Abmaischen 76 °C für 0 min
Anmerkungen zum Brautag
* Als dunkles Bier benötigt das Butuceni zwar eine weniger großzügige Gussführung, doch kann dies bei kleinen Maischepfannen trotzdem ein Problem sein. Eine Lösung kann es sein, zwei Maischen zu fahren und dafür Schüttung und Hauptguss zu halbieren.
** Je nach Schrotung, Gussführung und Maischearbeit kann der Vergärungsgrad Vs bis auf 11,1 % alc. Vol. steigen. Ein höherer Hauptgussfaktor erhöht den scheinbaren Vergärungsgrad sEVG.
*** Zugabe 10 min vor Abmaischen oder als Auszug 60 °C Stempelkanne
Erläuterung Tabellenwerte:
- BU:GU = Bittere-Schüttung-Faktor: 0,4 = leicht malzbetont
- SO₄/Cl = Sulfat-Chlorid-Verhältnis: 1,5 = ausgewogen
Erläuterung Etikett
Bushalt im Dorf Butuceni, Gebiet Orheiul Vechi, Moldau. Orthodoxe Höhlenklöster, Nr.1 Sehenswürdigkeit Moldaus. UNESCO-Welterbestätte Anwärter an der transnistrischen Grenze. Foto: ©Stubby Hobbs, 2013.
Dokumentation im Blog
Dieses Rezept soll in einem künftigen Beitrag mit allen Techniken und Hintergrundinfos im Blog ausführlich besprochen werden (Stand 11/2025). Falls Stubby Hobbs es vergessen haben sollte, macht ihn im Kommentar auf die Nachlässigkeit aufmerksam. TL;DR
Würzekochen
Würzekochzeit: 75 min
Nachisomerisierung: 10 min
-
Pacific Gem: 50,0 %, 75 min VWH
- Fuggles 15,0 %, 75 min VWH
- Fuggles 10,0 %, 30 min
- Goldings 10,0 %, 30 min
- Hallertauer Mittelfrüh 10,0 %, 10 min
- Goldings 5,0 %, 10 min
- Hallertauer Mittelfrüh 1,0 g/l, Whirlpool 80 °C
Weitere Zutaten:
-
Brewer’s Invert No. 3, 35,0 g/l, 10 min Kochen****
- Irish Moos, 0,2 g/l, 5 min
- Wyeast Nutrient Hefenahrung 0,15 g/l, 5min
Gärung
-
Hefe: Wyeast 1728 Scottish Ale
- Gärtemperatur: 18–20°C
- Brewer’s Invert No.3, 30,0 g/l, nach 3 Tagen****
- Espresso Caramelo, Büttner & Bauer Kaffeerösterei, säurearme Bohnen aus Castillo und Caturra, süß, Karamell, Trockenfrüchte, Vanille, Mandel, 6,5 g/l nach 5 Tagen*****
- Endvergärungsgrad: 74 %******
Nachgärung und Reifung:
- Karbonisierung: 5,4 g/l CO₂
- Reifung: 48 Wochen
Anmerkungen zu Gärung
**** Brewer’s Invert bieten große Braushops an oder man macht ihn selbst. Anleitung hier im Blog. Zweite Gabe nach der Hauptgärung stresst Hefe weniger.
***** Achtung Kaffee: Kaffee trägt in dieser Menge zusätzliche 7 IBU ein, sind es 87 IBU gesamt (geschätzt).
Kaffeeröstung: Ganze Espressobohnen mit langer Röstdauer für niedrigen Säuregehalt wählen. Fruchtige Varietäten meiden, stattdessen eine cremig-nussige Sorte wählen mit Robusta-Anteil .
Orientierung: 1 g Espresso (dunkle Röstung) trägt etwa 1 IBU g/l zusätzliche Bittere und 1 EBC g/l ein. Bei helleren Röstungen (hier) halbiert bis viertelt sich dieser Faktor.
Kaffee hat einen ähnlichen pH-Wert wie Bier: 4,5 bis 5,0. Generell gilt: Hochlandkaffee trägt mehr Säure ein als Tieflandkaffee, Robusta mehr als Arabica, kurze Röstzeit mehr als lange. Säure ist bei Arabica (1,7 %) definierter, verschwindet bei Robusta (4,0 %) aber durch lange Röstung. Beim Brühen, Warmhalten und bei langem Kontakt wie bei Cold Brew werden natürlich vorhandene Säuren – vermehrt unter 85 °C –, vor allem Zitronen- und unerwünschte Apfelsäuren (Chlorogensäuren), verstärkt und aktiviert. Kaffeebohnen sind daher zu bevorzugen.
****** sEVG variabel, vgl. **
Anmerkungen zur Reifung
Umdrücken auf zweites Fass im Gaspendelverfahren.
Anmerkungen zur Verkostung
Trinktemperatur 10–13 °C.
Foodparing
Kuchen und Desserts, Vanilleis, Käsekuchen mit Mandarinen, Desserts mit Pflaumen oder Kirschen.

Hallo Stubby, super Rezept. Ist dir aber bei so einer hohen STW und Alkoholgehalt die Scottish Ale nicht eingegangen?
Hallo Daniel, schön, dass Du auf das Rezept gestoßen bist. Ich habe gerade nochmal in die Brauprotokolle geschaut und die Daten etwas angepasst. Die Scottish Ale hält als Hochvergärer hohe ABV-Werte bis 12 % aus, ich habe sie sogar schon mit 12,4 % alc.Vol. vergoren.
Ich habe dieses Rezept und sein Schwesterrezept jetzt 7x gemacht, kann also auf Erfahrungswerte zurückgreifen: Du kannst Minimum mit 74 % Vs entsprechend 10,0 % alc.Vol. rechnen, aber auch 11,1 % alc.Vol. entsprechend 83 % sEVG sind möglich. Platobomben sind etwas eigen.
Hinzu kommen noch 0,3 — 0,4 % bei Zuckerkarbonisierung, obwohl ich hier der Zwangskarbonisierung den Vorzug gebe.
In den Vergärungsgrad spielt die Sudhausausbeute hinein und damit Schrotung und Traktion beim Maischen; bei einem Einkocher ist die Maischearbeit wegen der Kesselgröße durch die dickere Gussführung mit Faktor 2,5 nicht optimal. In der 40-Liter-Klasse ist man hier besser unterwegs. Eine optimierte Gussführung bewirkt einen höheren VG. Oder Sud eben teilen. Das Rezept ist aufwendig, das Ergebnis rechtfertigt aber den Aufwand.
Wenn Du Bedenken hast die Hefe zu stressen, gebe den Brewer’s Invert nach der Hauptgärung hinzu. (vgl. Rezept)
Das Bier wurde unfreiwillig mein Corona-Bier, eigentlich war es für ein Jubiläum vorgesehen. Seitdem mache ich es einmal im Jahr. Es ist ein Dauerbrenner und Verkostungsgewinner bei Bierseminaren, das man ohne Probleme drei Jahre und mehr lagern kann.